Das schwedische Lkw-Unternehmen Scania, das zur Volkswagen-Gruppe gehört, bietet Dienstleistungen in der besetzten Westsahara an.
Bild oben: Scania-Lkw, in der Industriezone südlich der Stadt Dakhla in der besetzten Westsahara, auf den Transport von Fischereierzeugnisse aus dem Gebiet wartend (Download des Originalfotos hier). Die Lkw tragen die Aufkleber marokkanischer Transportunternehmen. Foto von @ElliLorz, aufgenommen im Februar 2016.
Im Laufe der Jahre hat Western Sahara Resource Watch (WSRW) gelegentlich Berichte über Scania-Lkw erhalten, die im von Marokko besetzten Teil der Westsahara gesichtet wurden. Scania ist ein schwedischer Lkw-Hersteller, der zur Traton SE gehört, auch bekannt als Traton Group (früher Volkswagen Truck & Bus AG), die wiederum eine Tochtergesellschaft des Volkswagen-Konzerns ist.
Die Rolle des Konzerns in dem Gebiet blieb bisher jedoch unklar. Zwei Szenarien kommen dabei theoretisch in Betracht: Entweder bietet Scania Dienstleistungen in Marokko selbst an, und die Kund:innen entschieden sich, die Lkw auch in der Westsahara zu nutzen, oder Scania selbst bietet Dienstleistungen in dem Gebiet an.
Es scheint nun, dass Letzteres der Fall sein könnte. Die Social-Media-Konten und die Website von Scania deuten darauf hin, dass das Unternehmen tatsächlich direkt in dem Gebiet tätig ist.
"Scania Marokko ist in der Region tätig und betreibt eine kleine Werkstatt in Dakhala (sic). Alle Scania-Lkw in der Region werden für nicht-militärische/zivile Zwecke verkauft. Scania erkennt das humanitäre Völkerrecht sowie Geschäfts- und Menschenrechtsstandards an. Wir verbessern kontinuierlich unsere Prozesse und überprüfen unsere Abläufe im Einklang mit diesen Standards und den Beiträgen der Interessengruppen, einschließlich der zur Verfügung gestellten Materialien. Was die Karte betrifft, haben wir beschlossen, die aktuelle Version zu aktualisieren", erklärte Erik Bratthall, PR-Manager von Scania, in einer Antwort auf ein Schreiben von WSRW und der schwedischen NGO Artikel2 (bis vor kurzem Emmaus Stockholm genannt) vom 14. Juni 2023. Der letzte Satz des Zitats bezieht sich auf eine Karte auf der Website von Scania, auf der die Westsahara als Teil Marokkos dargestellt war.
Ein Folgebrief von WSRW/Article2 wurde am 12. Juli verschickt, worauf das Unternehmen am 10. August 2023 mit folgendem Schreiben antwortete: "Wir schätzen Ihr Engagement in dieser Angelegenheit und sehen Ihren Beitrag und Ihre Fragen als Gelegenheit, zu lernen und uns zu verbessern. Scania erkennt seine Verantwortung für die Achtung der Menschenrechte an, wie in unserer Menschenrechtspolicy dargelegt, und wir verpflichten uns auch, im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht zu handeln. Der Klarheit halber: der Hinweis auf die "Region" in meiner vorherigen Antwort bezog sich auf eine größere Region, mit der sich Scania auf den Nahen Osten, Afrika und Zentralasien bezieht. Wir führen derzeit eine Analyse unter dem Gesichtspunkt der Menschenrechte und des humanitären Rechts durch".
Das Unternehmen hat also nicht auf die Fragen geantwortet.
Dies war nicht das erste Mal, dass WSRW über die Volkswagen-Gruppe berichtet. Im Jahr 2015 erhielt MAN Diesel & Turbo von der marokkanischen Regierung einen Auftrag für vier Dieselgeneratoren mit einer Gesamtleistung von 72 MW für die besetzten Gebiete. WSRW schrieb MAN Diesel & Turbo am 26. Juni 2015 an. Das Unternehmen antwortete am 10. Juli 2015.
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